Entwicklungsgeschichte von tohuwabohu
Die kommunale Kinder- und Jugendtheaterarbeit in der Kulturstadt Meiningen geht auf das Jahr 1981 zurück. Am ehemaligen Kulturhaus „Artur Becker“ initiierte Roswitha Fritz (†) den Aufbau eines Schauspielzirkels, der von den damals am Meininger Theater engagierten Schauspielern Helga Kapelle-Weiß (†) und Heinz Vierig (†) geleitet wurde.
1988 übernahm Elke Büchner (Kultur- & Theaterpädagogin, Regisseurin, Schauspielerin und Autorin) die Gruppe, die seit 1993 unter dem Namen TOHUWABOHU in der Öffentlichkeit bekannt ist. Die Kinder und Jugendlichen von TOHUWABOHU fühlen sich der langjährigen Tradition in besonderer Weise verpflichtet, wobei sich der Spielerstamm naturgemäß immer wieder auf’s Neue verjüngt, dank der jahrelangen, zielgerichteten Nachwuchsarbeit bei TOHUWABOHU.
Durch diese konsequente, kontinuierliche Jugendtheaterarbeit sind u.a. auch Talente entwickelt worden, die heute als Schauspieler, Regisseure oder Theaterpädagogen tätig sind. Sie absolvierten ihre Ausbildung an renommierten Theaterhochschulen, z.B. an der Flinders University Adelaide/Australien, am Max-Reinhard-Seminar in Wien, an den Münchner Theaterakademien „August Everding“ und „Otto Falckenberg“ sowie an den Theaterhochschulen Rostock, Leipzig, Stuttgart sowie „Ernst Busch“ Berlin, um nur einige zu nennen. Immer wieder spielen TOHUWABOHU-Mimen auch in Inszenierungen des Meininger Theaters (als Kleindarsteller und in der Statisterie) mit.
1991 trat TOHUWABOHU dem Thüringer Amateurtheaterverband bei, der in den heutigen Thüringer Theaterverband e.V. einging.
Mit Unterstützung des Dachverbandes und v.a. auch Dank der Förderung durch das Land Thüringen, den Landkreis Schmalkalden-Meiningen sowie die Stadt Meiningen richtet TOHUWABOHU seit 1993 die Kinder- und Jugend-Theaterwerkstatt SCHAU-SPIEL aus, die bundes- und inzwischen auch europaweit wahrgenommen wird und von zunehmenden Teilnehmerzahlen und wachsender Qualität gekennzeichnet ist. Waren es im ersten Jahr noch etwa 35 Teilnehmer*innen aus Südthüringen und dem benachbarten Unterfranken, die an einem kompletten Tag in drei Workshops zusammenarbeiteten, so sind es inzwischen etwa 120 bis 150 junge Theatermacher, die jeweils im Frühjahr drei Tage lang nach Meiningen kommen, um sich in insgesamt 8 bis 10 Workshops zu verschiedensten inhaltlichen, formellen und theaterhandwerklichen Aspekten fortzubilden. Erfahrene Theaterprofis aus ganz Deutschland, Europa und zum Teil sogar aus Übersee stehen den jungen Theaterleuten dabei anleitend zur Seite. Ein die jungen Mimen ansprechendes Rahmenprogramm sowie die große Abschluss-Präsentation der Arbeitsergebnisse aller Workshops runden das Festivalgeschehen ab, das von den Jugendlichen sehr geschätzt und seit Ausbruch der Corona-Pandemie auch vermisst wird.
Die jungen Mimen von TOHUWABOHU und ihre künstlerische Leiterin wussten die Workshops von je her sehr gut für die eigene Arbeit zu nutzen. Die Begegnungen mit anderen Theaterprofis und ihren verschiedenen Arbeitsansätzen sowie das Kennenlernen neuer Stil- und Gestaltungsmittel auf dem Theater wurden nicht nur zum absoluten Highlight im TOHUWABOHU-Jahr, sondern waren zudem fortan ein wichtiger Inspirationsquell für die weitere künstlerisch-ästhetische Entwicklung des Meininger Kinder- und Jugendtheaters. Immer größere und anspruchsvollere Projekte konnten im Laufe der Jahre realisiert werden. Neben vielen kleinen Produktionen, die bei verschiedenen Veranstaltungen städtischer und kreislicher Kultur- und Bildungseinrichten präsentiert wurden, entstanden zunehmend auch abendfüllende Inszenierungen, die auf der Bühne des Meininger Rautenkranzes, im Theatermuseum und – nach etlichen Umbauten und technischen Aufrüstungen – auch auf der Bühne der Aula der vhs Meiningen zur Aufführung kamen und ein immer größer werdendes, dankbares Publikum fanden.
(siehe „Vergangene Produktionen“).
Eine mit besonderer Nachhaltigkeit war die Produktion „Von Frau Holle und vom Hütes – ein sagenhaftes Meininger Spektakel“ aus der Feder von Walter Doering (†), die ihre Uraufführung bereits im Sommer 1995 unter freiem Himmel auf dem ehemaligen vhs-Gelände in der Saarbrückener Straße erlebte. 14 Jahre später, zu Weihnachten 2009, wurde das Stück durch Elke Büchner textlich überarbeitet. Meininger Stadträte und Mitarbeiter der Stadtverwaltung erlebten die damaligen Weihnachtsaufführungen und regten an, das Stück – möglichst in verdichteter Form, auf die Meininger Legende vom Hütes reduziert – als Ritualspiel zum jährlich stattfindenden Meininger Stadtfest aufzuführen. Dieser Vorschlag wurde von allen Seiten begrüßt, und so ist seit 2010 das TOHUWABOHU-Holle-Spektakel fester Bestandteil des Stadtfest-Programms auf der großen Marktbühne vor tausenden von Zuschauern. Dabei wechseln immer wieder die Darsteller*innen. Vor allem die als Weinreben mitwirkenden jüngsten TOHUWABOHU-Mimen können hier Auftrittserfahrungen sammeln und erste Bühnenerfolge erleben, denn die Aufführungen werden Jahr um Jahr vom Stadtfestpublikum begeistert aufgenommen. Eine wundervolle Bestätigung für die Richtigkeit der konsequenten Nachwuchsarbeit beim Kinder- und Jugendtheater TOHUWABOHU.
Zur Premiere der Weihnachtsproduktion "Dornröschen" am 24. Dezember 2022 verabschiedete sich die künstlerische Leiterin Elke Büchner nach 35 Jahren erfolgreicher Jugendtheaterarbeit von TOHUWABOHU. Ihre Nachfolge trat die seit 2022 bei TOHUWABOHU engagierte Projektmanagerin Carla Witte an.